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Dienstag, 22. Februar 2011

Schnauzenkuchen

Als Jackie Chan mit DIE SCHLANGE IM SCHATTEN DES ADLERS und SIE NANNTEN IHN KNOCHENBRECHER im entscheidenden Maße die Ära der Kung-Fu-Komödie sowie einen Wandel in seiner Karriere einläutete, ergab sich ab da eine Flut akrobatisch geprägter Kanton-Burlesken. Mit dem hier vorliegenden


sollte er dann tatsächlich den erfolgreichsten dieser Art inszenieren, choreographieren und "histrionisieren". Letzteres ist in seiner pathologischen Form des ICD-10 gar nicht mal so weit weg von dem, was man sich hier antun darf. Aber der Reihe nach:

Affektansteckung in jeder Lage
Der junge Taugenichts Lung lebt bei seinem Onkel und erlernt von ihm die nur durch die Familie weitergegebene Kung-Fu-Technik. Er darf sie niemandem zeigen, weil keine Spur zu Lungs Onkel führen darf. Dieser, zusammen mit zwei anderen Meistern, wird nämlich von einem gnadenlosen Killer des General Yen gejagt, der zur regierenden Quing-Dynastie gehört, welche die zweite Fremdherrschaft Cinas darstellt. Somit ist jeder Chinese ein Feind, der sich dieser Herrschaft nicht unterwerfen will. Lung weiß von alledem recht wenig und stellt seine Kung-Fu-Künste für eine Gruppe von Betrügern zur Verfügung, die durch ihn an sehr viel Geld herankommen, behaupten sie doch, in ihrer Kung-Fu-Schule jede Menge wie ihn zu haben. Lung putzt einen Herausforderer, der die Betrügerschule testen will, nach dem anderen von der Platte und so kommen die Killer General Yens auf die Spur des Onkels. Der Onkel wird getötet und Lung hat eine Schuld zu begleichen.

Ein Doofmann wird immer unterschätzt

Auch als Transvestit ist Lung unschlagbar
Wie die meisten historischen Martial-Arts-Filme geht es auch hier um die Besinnung auf die Ur-Werte des chinesischen Weltreichs. Die Vereinigung religiöser, spiritueller und martialischer Motive, inklusive Totem-Ehrung und Befreiung von der Schuld, führen den Helden direkt in das Zentrum vieler chinesischer Geschichten: die Rache. Egal wie verpackt muss etwas besudeltes wieder seine Ehre erhalten und das zumeist durch Vernichtung des Gegners. Die Zuspitzung der Dramaturgie endet folglich in der Konfrontation der Kontrahenten, dem physikalischen Aufeinandertreffen der unvereinbaren Systeme. Eine Kultur, die bereits vor Christi Geburt  der Waffentechnologie des abendländischen Kulturkreises 1500 Jahre voraus war und sich bereits damals im Strudel der Überbevölkerung befand, musste sich eine introvertierte Geisteshaltung  erarbeiten, um nicht im Genozid zu enden. Und so erhält der Begriff "Martial Arts" seine tiefere Bedeutung. Es ist die Kunst, um die es geht, seinen Gegner in der kriegerischen Konfrontation zu vernichten. Und um das konfuzianische Prinzip perfekt zu machen muss sich solcherlei Kampf mit jeder Menge Humor abspielen. Dieser ist dann für uns Gweilos mit seiner dissoziativen Kraft hart an der Schmerzgrenze.

Training an der Schmerzgrenze
Jackie Chan walzt in seiner ersten vollständigen Regiearbeit die Kampfszenen enorm aus, kümmert sich um keinerlei Erzählrhythmus und garniert die nicht enden wollenden Duelle mit Einlagen des kantonesischen Humors, welche die Schizophrenie einer Kinokultur zwischen den Welten offenlegt. Vor so viel Gestörtheit strecke ich die Waffen.

Irreführung des Gegners durch Hysterie
Und schließlich Erlösung durch Vernichtung

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