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Montag, 7. Februar 2011

Schräglage


RENDEZVOUS MIT EINER LEICHE

Früher als gedacht habe ich mir den dritten Kinoausflug von Peter Ustinov als Hercule Poirot angesehen und obwohl die allgemeine Kritik diesen Film als den schlechtesten der drei Kinoadaptionen mit dem Briten als Belgier bezeichnet, konnte ich im Vergleich mit den Vorgängern dramaturgisch nur geringfügige Unterschiede erkennen. Es fiel eher positiv auf, dass Michael Winner auf jegliches glaubwürdige Zusammenführen einzelner Handlungselemente verzichtet und die Filme bzw. die Geschichten um den Privatdetektiv als die hanebüchenen Herleitungsspießroutenläufe entlarvt, die sie nun mal sind. Vorgeblich dem Whodunit verpflichtet - aber noch nicht so entlarvend wie die Erzählungen der Schwarzen Serie - wird der Eindruck erweckt, der Rezipient hätte irgendeine Möglichkeit den Täter zu ermitteln, doch wird zumeist nur ein enormes Verdachtskarussel in Bewegung gesetzt und am Ende der Täter wie aus dem Hut gezaubert, weil auf den letzten Seiten, respektive in den letzten 5 Minuten, Informationen aus dem Nichts ans Tageslicht kommen, auf den Verdächtigen gezeigt wird und dieser sich, mehr oder weniger widerwillig, verhaften lässt.

Winner-typisch 1: "Aufgezwungene" Fluchtpunkteinstellung
Und so dreht Kamerad Winner am Rad der Kamera, was er eigentlich seit jeher am liebsten getan hat. Über seine Weitwinkeldiagonalen, Schräglagen, Achsenverschiebungen und Zoomfahrten haben sich dereinst schon Hitchcock und Truffaut amüsiert, die darin nichts weiter als unnütze Formalspielereien sahen und die mangelnde Anbindung an den erzählten Inhalt monierten. Heute sind Winners in den 1960ern noch aus dem Rahmen fallende Kamerafahrten inszenatorische Standards geworden, die mittels Computertechnologie auf Hochgeschwindigkeit gepeitscht und beispielsweise von einem David Fincher oft kopiert werden.

Winner-typisch 2: Die Kamera am Boden und darauf folgende
Kadragewahrnehmungen von Objekten und deren Bedeutung
Der hier vorliegende Film, immerhin aus dem Jahr 1988, ist dann auch von einem geradezu aufreizendem Anachronismus. Als habe Winner keine Lust sich weiterzuentwickeln, wird die Mörderhatz im gleichen Bildkader erzählt und eingefangen, wie er es schon in den 60ern gemacht hat. Zooms, die aus einer plötzlichen Schwenkbewegung generiert werden, Halb-Total-Einstellungen, statt Totalen, wenn wir eigentlich an geöffnete Szenen auf Plätzen, der Wüste o.ä. herangeführt werden sollen. Thematisch haben wir hier die übliche Ansammlung schräger Upper-Class-Exzentriker, die schräge Dialoge und schräge Spleens in schrägem Bild von sich geben. Das, und das ich dadurch jeglichen Inhalt vergessen habe, entlockt mir ein: Gut gemacht!

Winner-typisch 3: Die Verdächtige "in der Tasche"
Und dazu noch jede Menge von denen:

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