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Sonntag, 4. November 2012

Lieber Bruno,

Du wolltest doch warten. Das hattest Du mir fest versprochen. Wir hatten doch vereinbart, dass wir uns erst noch mal im realen Leben begegnen und uns umarmen, bevor Du in die Endwelt gehst. Wir wollten uns wenigstens einmal berührt haben, um uns zu versichern, dass der Andere wirklich existiert. Und jetzt hast Du Dich doch schon aus dem Staub gemacht, um zu selbigem zu werden. Das ist nicht fair. Jetzt lässt Du uns hier zurück und wir können Dich mental nicht sterben lassen. Jetzt hast Du es geschafft ein über den Dingen stehendes Prinzip zu werden. Unauslöschlich bist Du jetzt ein Bestandteil jedes Blogs, in dem Du Dich je verewigt hast. Fast so, als wenn Du jetzt ein Gott wärst, aber vielleicht doch eher ein Geist. Ja, ein Geist, ich denke, das wäre Dir lieber gewesen. Dein Kichern über uns, die in der Gegenwelt mit ihrem Blödsinn beschäftigt sind, käme dadurch besser zur Geltung. Du bist eher der Kicherer gewesen, keine Gottheit, die lauthals lacht. Den Anilingus hast Du so gemocht und hast ihn Dir nach Deiner Erkrankung verkniffen. 20 Jahre kein Sex, Film war Dein einziges Kompensationsmittel. Du gehörtest zu jenen Schwulen, die sich Ende der 80er, Anfang der 90er angesteckt haben. Die den Umbruch genau miterlebt haben. Ein lebendes Zeitdokument, ein Stück Geschichte und das schon zu Lebzeiten. Du hast Geschichte erlebt und Du hast sie selbst geprägt. Bedauerlich, dass wir uns nicht früher kennen gelernt haben, vielleicht wären wir ein Paar geworden? Bedauerlich, dass Deine geliebte Splatter-Mutti nun allein zurück bleibt. Aber Du hattest schon lange Deine Reisevorbereitungen geplant gehabt. Ich poste Dir zu Ehren vier Lieder. Zwei, die eine Verbindung zwischen uns bedeuten, da wir über sie sprachen und sie via Internet gemeinsam hörten und zwei neue, die ich Dir eigentlich noch schicken wollte. Du weißt ja, wie sehr ich auf den 80er-Kitsch stehe...








Requiescat in pace

1 Kommentar:

  1. Ich hatte, anders als viele Blogger, nie die Gelegenheit gehabt, mit Bruno zu schreiben. Wir sind uns in den Weiten des Internets schlicht nie begegnet. Erst im Zuge des virtuellen Echos, das sein Tod hervorruft, habe ich ein ungefähres Bild von ihm bekommen. Diese Worte hier haben mich bewegt. Danke dafür.

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