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Donnerstag, 3. Mai 2012

Kurts Eindrücke

COCKTAIL FÜR EINE LEICHE

Der Originaltitel ROPE lässt die inhaltliche Ebene des strangulierenden Seiles und die experimentelle formale Ebene des nicht-sichtbaren Schnittes erkennbar werden. Wie an den Verlauf des geflochtenen Stricks erinnert der Verlauf des Filmes. Läuft oberflächlich gesehen gerade an ihm entlang, mit fühlbaren Unebenheiten, wenn man das Seil genauer anfasst, verdeutlicht durch plötzlich sichtbare Schnitte, präzis gesetzt. Etwas sehr ein Planspiel, aber das macht nichts.

RAMBO III

Eine sehr affektorientierte Betrachtung, die mir das Gefühl vermittelte, jede Zelle meines Körpers würde vom Film durchdrungen. Die Mythologisierung ging bei dieser Betrachtung voll auf. Lachen verboten!

AMERICA'S MOST WANTED

Sowas formelhaftes muss man erst mal auf die Reihe kriegen.

HARD RIDER

Kleines Meisterwerk unter den Bikerfilmen. Der Schwarze ist tot und der Weiße hat ihm versprochen dafür zu sorgen, dass der Indianer zu seiner Beerdigung kommt. Der Schwarze war eine Weise, geliebt von allen, die ihn kannten und der Weiße erbt seinen Feuerstuhl und seine weiße Braut. Der Weiße ist der Stellvertreter für den Schwarzen und in Vietnam hat der Weiße dem Schwarzen versprochen, dass er ihn nie alleine lassen würde. Und er hält Wort. Nach einem Akt der Gewalt müssen zwei Särge aufgebahrt werden. Mir standen die Tränen in den Augen.

DIE GROSSE KEILEREI

Durch westliche Mechanismen gezähmtes Hongkong-Spektakel. Ein Schlag in die Fresse ist die ultimative Problemlösung. Kino in seiner ursprünglichsten Reinheit.

SKLAVIN DES HERZENS

Wie schon bei dem von mir für genial befundenen RIFF-PIRATEN ist es interessant Hitchcock und seine Stilmittel, seine künstlerischen Visionen in artfremden Genrefilmen zu sehen (außer im katastrophalen MR. UND MRS. SMITH). Etwas dialoglastig wird hier ganz wunderbar der Ständekampf, das Fallhöhenprinzip, die Schuldfrage und der Giftmord auf eine Weise thematisiert, die keine Figur - nicht mal die Haushälterin - schlecht wegkommen lassen. Gerade so, als würde sich Hitch bei den Figurenzeichnungen bei Ford bedienen. Wobei diese Ausgeglichenheit natürlich auch ein Merkmal Hitchcocks ist, doch fiel es mir hier mehr auf. Nebenbei ein schöner Film über die Reibungspunkte zwischen Konventionen und Idealen und beschenkt mit einer der besten Kameraführungen von allen Hitchcocks.

DEATH WISH V - THE FACE OF DEATH

Paul Kersey geht in das Licht.

DIE ROTE LOLA

Jane Wyman ist toll und Marlene Dietrich... mir fehlen die Worte. Ansonsten finde ich es bemerkenswert, wie unterhaltsam Hitch es fertig bringt eine völlig ohne Spannung auskommende Geschichte zu erzählen. Spannung im Sinne einer Bedrohung. Die Kameraführung ist wieder konventioneller, jedoch ist die Zeitverzerrung am Ende, wenn Jane Wyman die Kutsche verlässt, eines der eindrucksvollsten Stilmittel, welches ich in diesem Jahr gesehen habe. Zeit steht still, wenn vermeintliche Mütterlichkeit männlichen Mordwahnsinn "caregived" und dann ist es doch einfacher Selbsterhaltungstrieb. Der Film ist durch die biedere Grundgeschichte in ihrer Umsetzung eigentlich einer der größten beweise für Hitchcocks Können.

14 TAGE LEBENSLÄNGLICH

Gefällt mir immer noch. Ein guter deutscher Versuch, den Deutschen an das heranzuführen, was er aus seinem eigenen Lande hasst: einen Genrefilm.

DER FREMDE IM ZUG

Umkehrung der Jane-Wyman-Figur. Die männliche Hauptfigur ist absolut handlungsunfähig und kann nur aktiv werden, wenn andere die Verdichtung heraufbeschwören. Selbst ein Toter trägt mehr zur Rettung unseres Protagonisten bei, als er selbst. Wunderbar die Einstellung, wenn der Unhold im Sterben begriffen, immer noch überzeugend alle Schuld unserer depperten Hauptfigur geben kann und jeder ihm glaubt und erst im letzten Atemzug das ihn verratende Feuerzeug durch Erschlaffung seines Körpers, im Tode nun, dem Polizisten entgegen reicht. Das Karusselfinale camoufliert geschickt den etwas uninspirierten Verlauf.

VATERTAG

Gelungener dritter Teil der Stepfather-Trilogie. Nach dem katastrophalen zweiten Teil ein durchdachtes Drehbuch über die Unerfüllbarkeit einer ES-gesteuerten Pathologie und eine sorgfältige Regie. Allerdings benötigt man innere Ruhe für den Film.

2 Kommentare:

  1. Auf die Kameraführung bei "Sklavin des Herzens" habe ich gar nicht im Detail geachtet. Mir fiel nur auf, dass Hitch den Trick mit den scheinbar nicht vorkommenden Schnitten hier etwas weniger intensiv anwenden wollte als bei "Rope". Ich muss dir zustimmen: es ist interessant, den Regisseur als Verwirklicher von Filmen zu sehen, die "untypisch" für ihn sind. Und seine Enttäuschung über den Misserfolg von "Sklavin des Herzens" dürfte besonders gross gewesen sein, weil er eigentlich ein grosses Historienspektakel schaffen wollte.

    @Die rote Lola
    Hast dus mit meinem Co-Admin? :P - Ich mochte den Film als Kind übrigens auch, weil Hitchcock damals gleichbedeutend mit Spannung war. Müsste das Ding schon wegen "the laziest girl in town" mal wieder anschauen. :)

    @Der Fremde im Zug
    Alle lieben den Film und betrachten ihn als Rückkehr zu den Meisterwerken des Regisseurs. Ich mag ihn - wie seltsamerweise alle Patricia Highsmith-Verfilmungen - nicht. Müsste mal psychoanalysiert werden. Im Moment vermag ich nur zu sagen: Brunos sind per definitionem liebe Menschen. ;)

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  2. In SKLAVIN DES HERZENS wird viel in der Kamera geschnitten und das sehr symbolisch. Auch nicht mehr ganz so zwanghaft wie beim "Cocktail". DER FREMDE IM ZUG fand ich alles in allem eher schwach, aber ich spürte, dass Hitch sich hier wieder etwas wohler fühlte, als bei seinen beiden vorherigen Filmen.

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