SUBMARINE PATROL
Tonfilm Nr. 25 bedeutete für John Ford vor allem Entspannung. Nach den
nicht einfachen Dreharbeiten des ebenfalls nicht einfachen VIER MANN - EIN SCHWUR "griff" er sich einen weiteren Marine-Film, bei dem er völlig
freie Hand hatte. So bastelte er sich diesen Film förmlich zurecht - er
quillt über vor spritzig-witzigen Szenen, die alle nicht im Drehbuch
standen und von Ford und seiner Crew am Set zusammenimprovisiert wurden -
und erinnerte sich in einem Gespräch mit Peter Bogdanovich, welches sie
in den späten 60er Jahren geführt haben, dass er mit dem Film vor allem
eines hatte: Spaß!
Doch SUBMARINE PATROL ist, ähnlich wie MIT VOLLDAMPF VORAUS, auch ein
Film des Abschieds. Er schließt sowohl die kurze Phase ab, die sich für
Ford durch DER VERRÄTER ergab und die vier Jahre später schon wieder mit
RINGO (STAGECOACH), abgeschlossen war und eine gänzlich neue einläutete
und er beendet die "Manufakturen-Phase" Fords. SUBMARINE PATROL sollte
der letzte Fun-Film sein, den Zanuck ihn gewähren ließ. Danach hörte der
Spaß bei der Twentieth Century Fox für John Ford buchstäblich auf. Als
er mit Eintritt der USA in den Zweiten Weltkrieg dann auch noch vom
Präsidenten persönlich zum "head of the photographic unit" des
CIA-Vorgängers OSS ernannt wurde, wurde er sowieso mit gänzlich anderen
Aufgaben betraut.
Perry kommt aus bestem Hause und hält den Dienst beim Militär für eine große Party
Er verliebt sich Knall auf Fall in Susan, die Tochter eines Captains der Handelsmarine, der die Navy-Soldaten gar nicht abkann
Susans Vater erklärt Perry, was er von Seemannsleuten, die Frauen
becircen, hält schließlich war er auch mal jung. Noch dazu sei Perry
viel zu reich und Susan sei kein Spielzeug. Anschließend prügelt er ihn
aus seinem Büro
Warren Hymer (links) spielt hier zum fünften und letzten Mal unter Ford.
Jetzt ginge es los zum Krieg, meint einer. "Welcher Krieg?", fragt
Hymer. "Na, der Weltkrieg!". "Ach der!".
Durch die für Ford typischen absurden Strukturen gerät Susans Vater
plötzlich an Bord von Perrys "Subchaser". Schließlich, von Ford immer
nur nebenbei mitlaufend, geht da irgendsoein Weltkrieg vor sich. Dadurch
entsteht das Unmögliche, dass Vater und (Schwieger-)Sohn in spe
gemeinsam durch ein Kriegserlebnis Respekt voreinander entwickeln und
der eine dem anderen nicht mangelnde Erfahrung vorwerfen kann. Vater und Sohn werden (Waffen-)Brüder
Auch in SUBMARINE PATROL gibt es Fords klassisches Motiv, dass Mann und
Frau sich sofort ineinander verlieben, aber ständig an irgendetwas
scheitern. Die gegenseitige Liebe muss sich am Ende schließlich von zwei
gegenüberliegenden Schiffen entgegengebrüllt werden
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Mittwoch, 27. August 2014
Sonntag, 24. August 2014
VIER MANN - EIN SCHWUR
VIER MANN - EIN SCHWUR
Mit diesem Film, Tonfilm Nr. 24, sollte Ford einen seiner kuriosesten drehen. Es ist eine wilde Abfolge von Unwahrscheinlichkeiten, Actionszenen, endlosen Dialoggefechten, Szenenwechseln und Plottwists. In diesem nicht unkomplizierten Film geht es um einen in Indien stationierten britischen Colonel, der beschuldigt wird betrunken und nicht Herr seiner Sinne einen Befehl gegeben zu haben, der zum Tode vieler Soldaten führte und zum Verlust einer großen Waffenlieferung, die in die Hände indischer Rebellen gefallen sein soll. Er wird unehrenhaft aus der Armee entlassen und muss sich einem Prozess gegenübersehen. Fest davon überzeugt hereingelegt worden zu sein, hat er eine Menge Beweise gesammelt, welche nicht nur seine Unschuld beweisen sollen, sondern auch auf eine Konspiration hindeuten, bestehend aus britischen und amerikanischen Beteiligten, welche den Feind bewaffnen wollten, um ihn als bedrohlicher erscheinen zu lassen, als er vorher tatsächlich gewesen ist und um so eine Rechtfertigung für einen weiteren Kriegseinsatz zu haben. Der Colonel lässt seinen vier Söhnen telegrafieren, dass er nach Hause kommt, auf das beträchtliche Anwesen und das man einen Schlachtplan ausheckt. Die Vier sind allesamt Prachtkerle. Der älteste ein renommierter Anwalt, Nr. 2 ein Flieger-As und Frauenheld, Nr. 3 Decodierer für den amerikanischen Geheimdienst und Nr. 4 genießt seine Ausbildung noch in Oxford. Die Wiedersehensfreude ist durch das Ereignis getrübt und als es zum Abendessen läutet, fällt ein Schuss und der Colonel ist tot. Alles arrangiert, dass es wie Selbstmord aussieht. Die Vier schwören beim Bildnis ihrer Mutter und beim Grab ihres Vaters alle Hebel in Bewegung zu setzen, um die Sache aufzuklären.
Alfred Hitchcock trifft James Bond, trifft Bunuel, trifft Paranoia-Thriller. Es wird in den Ländern und Kontinenten hin und her gehüpft, es werden permanent die Ereignisse und Kontinente durch das Telefon zusammengeführt, es wird geliebt, geschossen, aufgeklärt und Verwirrung gestiftet. Ein nicht unanstrengendes Erlebnis, bei dem ich mich davon überzeugen durfte, dass Ford also auch mal so einen Film gemacht hat.
Der Colonel wird durch falsche Zeugen in Misskredit gebracht
Die Vier schwören ihrem Vater zu helfen
Nach dem Tod des Vaters schwören sie es auch ihrer toten Mutter
Eines von nicht wenigen Mystery-Elementen. Leichen fallen aus Autos, die ohne Fahrer angekommen sind
Während zwei der vier Brüder Indien unsicher machen, um herauszufinden was genau ihr Vater dort gemacht haben soll, sind die anderen nach Argentinien gereist, um den Weg der geschmuggelten Waffen zu verfolgen und knüpfen Kontakte zu dortigen Revolutionären
Hier zitiert Ford die berühmte Treppenszene aus PANZERKREUZER POTEMKIN. Anders als Eisenstein stilisiert er jedoch nicht, sondern zeigt in formal nüchterner Haltung, wie die Armee Dutzende von Männern, Frauen und Kindern niedermäht.
Nach dem grausigen Massaker, bei dem eine ganze Stadt getötet wird, erklärt der Transporteur Furnoy heiter, dass er die Waffen nur liefert, aber der Kopf jemand anders ist. Er mache in Gummi und führt den neuesten Schrei für Amerikas Hausfrauen vor: Spülhandschuhe
Die Brüder geraten an einen amerikanischen Tycoon, der die Herstellung und Lieferung von Waffen an lateinamerikanische Revolutionäre und andere "Idioten" als lukrative Nebeneinkunft sieht
Doch auch er ist nicht verantwortlich für diese Spionage-illegale-Waffen-Schmuggel-Verschwörung. Glücklicherweise beherrscht einer der Brüder "gänsisch" und kann so Dank eines chinesischen Kellners alles aufklären
Mit diesem Film, Tonfilm Nr. 24, sollte Ford einen seiner kuriosesten drehen. Es ist eine wilde Abfolge von Unwahrscheinlichkeiten, Actionszenen, endlosen Dialoggefechten, Szenenwechseln und Plottwists. In diesem nicht unkomplizierten Film geht es um einen in Indien stationierten britischen Colonel, der beschuldigt wird betrunken und nicht Herr seiner Sinne einen Befehl gegeben zu haben, der zum Tode vieler Soldaten führte und zum Verlust einer großen Waffenlieferung, die in die Hände indischer Rebellen gefallen sein soll. Er wird unehrenhaft aus der Armee entlassen und muss sich einem Prozess gegenübersehen. Fest davon überzeugt hereingelegt worden zu sein, hat er eine Menge Beweise gesammelt, welche nicht nur seine Unschuld beweisen sollen, sondern auch auf eine Konspiration hindeuten, bestehend aus britischen und amerikanischen Beteiligten, welche den Feind bewaffnen wollten, um ihn als bedrohlicher erscheinen zu lassen, als er vorher tatsächlich gewesen ist und um so eine Rechtfertigung für einen weiteren Kriegseinsatz zu haben. Der Colonel lässt seinen vier Söhnen telegrafieren, dass er nach Hause kommt, auf das beträchtliche Anwesen und das man einen Schlachtplan ausheckt. Die Vier sind allesamt Prachtkerle. Der älteste ein renommierter Anwalt, Nr. 2 ein Flieger-As und Frauenheld, Nr. 3 Decodierer für den amerikanischen Geheimdienst und Nr. 4 genießt seine Ausbildung noch in Oxford. Die Wiedersehensfreude ist durch das Ereignis getrübt und als es zum Abendessen läutet, fällt ein Schuss und der Colonel ist tot. Alles arrangiert, dass es wie Selbstmord aussieht. Die Vier schwören beim Bildnis ihrer Mutter und beim Grab ihres Vaters alle Hebel in Bewegung zu setzen, um die Sache aufzuklären.
Alfred Hitchcock trifft James Bond, trifft Bunuel, trifft Paranoia-Thriller. Es wird in den Ländern und Kontinenten hin und her gehüpft, es werden permanent die Ereignisse und Kontinente durch das Telefon zusammengeführt, es wird geliebt, geschossen, aufgeklärt und Verwirrung gestiftet. Ein nicht unanstrengendes Erlebnis, bei dem ich mich davon überzeugen durfte, dass Ford also auch mal so einen Film gemacht hat.
Der Colonel wird durch falsche Zeugen in Misskredit gebracht
Die Vier schwören ihrem Vater zu helfen
Nach dem Tod des Vaters schwören sie es auch ihrer toten Mutter
Eines von nicht wenigen Mystery-Elementen. Leichen fallen aus Autos, die ohne Fahrer angekommen sind
Während zwei der vier Brüder Indien unsicher machen, um herauszufinden was genau ihr Vater dort gemacht haben soll, sind die anderen nach Argentinien gereist, um den Weg der geschmuggelten Waffen zu verfolgen und knüpfen Kontakte zu dortigen Revolutionären
Hier zitiert Ford die berühmte Treppenszene aus PANZERKREUZER POTEMKIN. Anders als Eisenstein stilisiert er jedoch nicht, sondern zeigt in formal nüchterner Haltung, wie die Armee Dutzende von Männern, Frauen und Kindern niedermäht.
Nach dem grausigen Massaker, bei dem eine ganze Stadt getötet wird, erklärt der Transporteur Furnoy heiter, dass er die Waffen nur liefert, aber der Kopf jemand anders ist. Er mache in Gummi und führt den neuesten Schrei für Amerikas Hausfrauen vor: Spülhandschuhe
Die Brüder geraten an einen amerikanischen Tycoon, der die Herstellung und Lieferung von Waffen an lateinamerikanische Revolutionäre und andere "Idioten" als lukrative Nebeneinkunft sieht
Doch auch er ist nicht verantwortlich für diese Spionage-illegale-Waffen-Schmuggel-Verschwörung. Glücklicherweise beherrscht einer der Brüder "gänsisch" und kann so Dank eines chinesischen Kellners alles aufklären
Samstag, 23. August 2014
REKRUT WILLIE WINKIE
REKRUT WILLIE WINKIE
Tonfilm Nr. 23: Ich wollte darüber schreiben, wie Zanuck seit seinem Antritt bei der FOX scherzte, dass er Ford einen Shirley-Temple-Film übertragen würde, wenn er nicht spurt, wohl wissend, dass Ford die Arbeit mit Kinderdarstellern hasste. Wie das Projekt aus dem Ruder geriet und plötzlich zu einer der großen FOX-Produktionen des Jahres 1937 wurde, zum teuersten Shirley-Temple-Film bis dahin. Wie Zanuck den vorgesehenen Regisseur abberief und plötzlich nicht mehr als bösen Scherz, sondern ganz ernst meinte, er müsse "seinen besten Mann darauf ansetzen". Wie Ford verlangte, seinen Kompagnon, Victor McLaglen, mitbringen zu dürfen, damit er es aushält mit einer Göre zu filmen. Wie Shirley Temple es schaffte, dass Herz John Fords zu erobern, da sie als 8-jährige (!) so viel schauspielerische Kompetenz und Improvisationsfähigkeit mitbrachte, dass Ford ihr nach der entscheidensten Szene den Arm umlegte und sagte: "Ich hatte nie Zweifel, dass wir Freunde werden, aber jetzt sind wir Kollegen." Dass Shirley Temple aufgrund dessen meinte, dass REKRUT WILLIE WINKIE ihr liebster Film sei, dass ausgerechnet Ford ihren komplexesten Film schuf und dass beide eine lebenslange Freundschaft verband.
Über all das wollte ich ausführlich schreiben, doch es erschien mir hinfällig als ich sah, wie Ford es jeden Einwand des Widerspruchs ob des Kitsches abwendend schafft, uns zu zeigen, wie ein Kind den Islam und das Christentum zusammenführen kann. Es war unglaublich, als beide Parteien banal erkannten, aufgrund des kindlichen Nachfragens, dass man sich vielleicht doch nicht ewig bekriegen und umbringen muss und sie beide Parteien versucht in eine neue Zukunft zu führen, auch wenn der Weg steinig ist und eine schwergängige Treppe hinaufführt.
Tonfilm Nr. 23: Ich wollte darüber schreiben, wie Zanuck seit seinem Antritt bei der FOX scherzte, dass er Ford einen Shirley-Temple-Film übertragen würde, wenn er nicht spurt, wohl wissend, dass Ford die Arbeit mit Kinderdarstellern hasste. Wie das Projekt aus dem Ruder geriet und plötzlich zu einer der großen FOX-Produktionen des Jahres 1937 wurde, zum teuersten Shirley-Temple-Film bis dahin. Wie Zanuck den vorgesehenen Regisseur abberief und plötzlich nicht mehr als bösen Scherz, sondern ganz ernst meinte, er müsse "seinen besten Mann darauf ansetzen". Wie Ford verlangte, seinen Kompagnon, Victor McLaglen, mitbringen zu dürfen, damit er es aushält mit einer Göre zu filmen. Wie Shirley Temple es schaffte, dass Herz John Fords zu erobern, da sie als 8-jährige (!) so viel schauspielerische Kompetenz und Improvisationsfähigkeit mitbrachte, dass Ford ihr nach der entscheidensten Szene den Arm umlegte und sagte: "Ich hatte nie Zweifel, dass wir Freunde werden, aber jetzt sind wir Kollegen." Dass Shirley Temple aufgrund dessen meinte, dass REKRUT WILLIE WINKIE ihr liebster Film sei, dass ausgerechnet Ford ihren komplexesten Film schuf und dass beide eine lebenslange Freundschaft verband.
Über all das wollte ich ausführlich schreiben, doch es erschien mir hinfällig als ich sah, wie Ford es jeden Einwand des Widerspruchs ob des Kitsches abwendend schafft, uns zu zeigen, wie ein Kind den Islam und das Christentum zusammenführen kann. Es war unglaublich, als beide Parteien banal erkannten, aufgrund des kindlichen Nachfragens, dass man sich vielleicht doch nicht ewig bekriegen und umbringen muss und sie beide Parteien versucht in eine neue Zukunft zu führen, auch wenn der Weg steinig ist und eine schwergängige Treppe hinaufführt.
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