NEXT
(NEXT)
USA 2007
Regie: Lee Tamahori
Unterhaltsamer und kurzweiliger Sci-Fi-Thriller über einen Las-Vegas-Magier, der tatsächlich in die Zukunft blicken kann. Allerdings nur für maximal zwei Minuten und auch nur in Bezug auf Vorgänge, die mit ihm in direktem Zusammenhang stehen. Inwiefern dies mit der Theorie über Synchronizität gedeckt ist, erschloss sich mir bei einmaliger Betrachtung nicht, spielte für den Unterhaltungswert aber auch erst mal keine Rolle. Leider ruht sich Tamahori etwas auf der bestechenden Grundidee, die auf Philip K. Dick basiert, aus und liefert in der Folge dramaturgisch biederstes Thrillerkino um eine Weltbedrohung, die unser Magier verhindern könnte. Die Fragen über Verantwortung gegenüber seinen Mitmenschen, wenn man mit besonderen Begabungen ausgestattet ist, die einen eigentlich daran hindern mit seinen Mitmenschen gut auszukommen, sowie die kognitive Überbelastung, wenn man nie im Moment lebt, sondern immer mehrere Züge voraussieht/-denkt, werden zwar angedeutet, aber nie wirklich in irgendeiner Weise thematisiert.
16 BLOCKS
(16 BLOCKS)
USA / Deutschland 2006
Regie: Richard Donner
Es gibt sie also noch. Die furztrockenen Krimis, die ohne Schnick-Schnack auskommen und eine durchs Drehbuch vorgegebene Zeiteinheit als Spannungsbogen verwenden können. Det. Mosley muss, anders als sein Namensverwandter, nicht sein Volk ins gelobte Land führen, sondern lediglich einen Kronzeugen 16 Blocks bis zum Gerichtsgebäude. Allerhand Kollegen Mosleys, die durch die Aussage des Kronzeugen belastet werden könnten, wollen dies verhindern. Schafft Mosley es nicht bis 10 Uhr, wird das Verfahren eingestellt und die Aussage wäre nutzlos. Auf seine alten Tage versucht Donner es mit einer Fingerübung, durch die er den in Ehren gealterten Bruce Willis schickt, der sich mit seinem Schützling natürlich anfreundet und Donner so auch ein wenig über den Buddy-Film resümieren kann, dem er hier ein recht stilles Denkmal setzt. Immer, wenn die Klischeeschraube zu fest angezogen wird, bricht Donner sie doch recht unvermittelt auf und macht damit deutlich, dass er genau weiß was er tut. Die Altersmilde muss es sein, die ihn dann nicht die Konsequenzen aus seiner trostlosen Farbgebung und Stimmung ziehen lässt und er dem Film ein derart aufgesetztes Hollywood-Happy-End spendiert, wie es abgeschmackter kaum sein könnte. Für Ein-Mann-Action-Fans wie mich auf jeden Fall die Reise wert und ein weiterer Beitrag des selbstreflexiven Actionfilms, der in den 2000er Jahren glücklicherweise so deutlich zutage getreten ist und uns den Scheißdreck der 1990er vergessen lässt.
CLASH OF THE NINJAS
(CLASH OF THE NINJAS)
Hongkong 1986
Regie: Godfrey Ho
Einer der beliebtesten Ho-Reißer mit weltweit hohem Kultstatus. Dem kann ich mich nur anschließen.
AEON FLUX - BLICKE DER ZUKUNFT INS AUGE
(AEON FLUX)
USA 2005
Regie: Karyn Kusama
Da ich weder die Zeichentrickserie, noch irgendeine andere Vorlage zu diesem dystopischen Sci-Fi-Action-Film kannte, war die erste halbe Stunde sehr unterhaltsam und interessant. Die Menschheit wurde zu Beginn des 21. Jahrhunderts von einer Seuche dahin gerafft und lebt 400 Jahre später in einer aseptischen Stadt, welche die Natur draußen halten muss. Soweit erinnern die Ausgangssituationen an die Sci-Fi-Serie BUCK ROGERS sowie John Boormans phänomenalen ZARDOZ. Auch weitere Einflüsse sind erkennbar, wie natürlich Orwell, Huxley oder gegenwärtige Inszenierungsstille der "Matrix-Ära". Inhaltlich ist gegen dieses wüste Potpourri nichts einzuwenden und Charlize Theron hat mir in der Rolle der knallharten und erotisch-androgynen Einzelkämpferin wesentlich besser gefallen, als Angelina Jolie in der Rolle der Lara Croft. Leider entscheidet sich Regisseurin Kusama nicht für eine inszenatorische Richtung und scheitert am Spagat ein emotional gefärbtes Sci-Fi-Drama über gestohlene DNA-Codes und den damit verbundenen Identitäten und einen Blockbusterfilm mit Action und Martial-Arts-Choreographie hinzubekommen. Mutiger wäre ersteres gewesen, aber was hat Mut schon in einem Produkt der Massenindustrie zu suchen.
KARATE WARRIOR
(IL RAGAZZO DAL KIMONO D'ORO)
Italien 1986
Regie: Fabrizio de Angelis
In der zweiten Hälfte der 1980er Jahre war die italienische Kinoindustrie endgültig am Boden. Es war nun leider nicht mehr möglich den geringeren Aufwand, die niedrigeren Budgets und das ewige plagiieren bekannter und/oder erfolgreicher Vorbilder (zumeist aus Hollywood) zu kaschieren und das Aufkommen von Video, Kabelfernsehen und Berlusconi erledigten den Rest. Trotzdem gab man noch nicht auf und der in den 80ern recht erfolgreiche italienische Produzent und Regisseur Fabrizio de Angelis "verwöhnt" uns hier mit einem so gnadenlos langweilig und bauklotzartig inszenierten Karate-Kid-Rip-Off, dass ich vor so viel Chuzpe schon wieder andächtig den Hut ziehe. Ein eher nostalgisches Erlebnis.
WAR
(WAR)
USA 2007
Regie: Phillip G. Atwell
Ein B-Movie das aber keins sein will. Ein Film über vertauschte Identitäten und mit einem in seiner Struktur eher für die 1990er typischen plot twist, der Komplexität geben soll, wo inhaltlich eigentlich keine ist. Funktioniert nicht mal als affirmatives Actionvehikel so richtig.
TERROR FORCE KOMMANDO
(THREE MEN ON FIRE)
Italien / Kamerun 1986
Regie: Richard Harrison
Richard Harrisons zweite Regiearbeit zeigt sowohl ihn als auch Kameruns Actionstar der 1970er Alphonse Beni in den Hauptrollen gegen einen psychisch degenerierten Romano Kristoff, der hier mal nicht den Ninja gibt, sondern den Anführer einer Terrororganisation, die den Pabst bei seinem Besuch auf dem afrikanischen Kontinent aus dem Weg räumen möchte. Ein hanebüchenes Schmankerl, voller dilettantischer Unzulänglichkeiten und damit ein Heidenspaß für alle Freunde unfreiwilliger Komik. Etwas mehr Tempo hätte dem Film gut getan. Wie Richard Harrison sich selbst als "Humphrey Bogart für Arme" inszeniert und auch nicht davor zurückschreckt kleine Kinder in Angst zu versetzen, wenn sie ihn stören, wiegt nahezu alles auf.
EIN MANN WIE SPRENGSTOFF
(THE FOUNTAINHEAD)
USA 1949
Regie: King Vidor
King Vidors Verfilmung des Ayn-Rand-Romans ist einerseits eine handwerklich überzeugende Arbeit, aber andererseits ein typisches Kind seiner Zeit, wobei einige der Dialogpassagen schon damals schwülstig in ihrer Überfrachtung gewirkt haben sollen. Rands Philosophie vom "kapitalistischen Ego-Moralisten", so fasse ich ihre Theorien mal sehr salopp zusammen, werden von Vidor noch stärker an das Individualisierungsprinzip der Amerikaner angepasst und mit dem Mythos vom amerikanischen Aktionismus gekoppelt. Weiterhin arbeitet er mit seinen stilvollen weichen Überblendungen, insbesondere bei den fantastischen Gebäudemodellen, die erkennbar machen, dass er immer noch der Bildsprache des Stummfilms verpflichtet war. Im gleichen Jahr drehte Raoul Walsh SPRUNG IN DEN TOD, dessen Ende wie eine Ironisierung von Vidors Film wirkt. Steht Gary Cooper am Ende von EIN MANN WIE SPRENGSTOFF thronend über den Dächern von New York, fliegt James Cagney in Walshs dreckigem kleinen Meisterwerk mitsamt dem "Dach der Welt" in einer der spektakulärsten Explosionen der Filmgeschichte in die Luft.
MANHUNTER
(MANHUNTER: THE BRASS GANG)
USA 1975
Regie: Martin Beck
Fortsetzung des gleichnamigen Erstlings aus der Produktionsstätte des Red-Neck-Cormans Earl Owensby. Das amerikanische Südstaaten-Autokino wurde von Owensby in den 70er und frühen 80er Jahren mit einigen C-Filmen bedacht, bei dem dieser aufgrund eines gewissen inszenatorischen Gespürs noch herausragt. Die "Nacktheit" einer solchen Produktion schenkt einem einen minimalen Einblick in die Strukturen des Südstaatenmiefs der Zeit.
THE SECRET OF THE LOST EMPIRE
(HANDS OF DEATH)
Hongkong / Thailand 1986
Regie: Godfrey Ho
Diesmal handelt es sich als Grundlage um einen thailändisch produzierten Schatzsucherfilm (dessen Titel ich leider nicht in Erfahrung bringen konnte) mit einigen der abgefucktesten Martial-Arts-Szenen, die ich je gesehen habe und die den gerade erst gesehenen ONG-BAK nur noch dröger wirken lassen. Wahnsinn, was das thailändische Actionkino der 70er und 80er drauf hatte. Ach ja, Richard Harrison spielt auch irgendwie mit. Er wird immer mit Szenen integriert, bei denen er im militärischen Tarnanzug neben einem Ein-Mann-Zelt im Wald sitzt und tödliche Fallen baut, in die dann irgendwelche bunten Ninjas tappen.
ONG-BAK
(ONG-BAK)
Thailand 2003
Regie: Prachya Pinkaew
Zu Beginn vielversprechende, dann ziemlich vorhersehbare x-te Version eines Bauernmelodrams, wie sie in den 70ern und frühen 80ern in Thailand zuhauf produziert wurden. Das leidlich Interessante sollen die so angeblich noch nie dagewesenen Kampfchoreographien sein, was sich schnell als Augenwischerei herausstellt. Choreographierte Film-Fights, bei denen richtig zugeschlagen wurde, gab es auf den Philippinen und in Thailand schon vor mehr als 30 Jahren (u.a. siehe oben). Bleiben also lediglich die Zeitlupensequenzen, die einen kinematographischen Sinn weitgehend vermissen lassen. Der besteht nämlich aus dem Zusammenspiel von Kamera, Blende, Einstellungswinkel, Schnitt und Vertonung und nicht darin eine Kamera abzustellen und dann in ein und derselben Einstellung durchgefilmt eine Zirkusnummer abzulichten, in der die Montage nur dafür dient, dass wir uns das eben Gesehene noch mehrmals hintereinander ansehen dürfen, um zu bestaunen, was das wirklich einzig Bemerkenswerte an diesem Streifen ist: Die artistischen Fähigkeiten der Darsteller.
SMOKIN' ACES II: ASSASSINS' BALL
(SMOKIN' ACES II: ASSASSINS' BALL)
USA / Kanada 2010
Regie: P.J. Pesce
P.J. Pesce war bisher der Garant für fähige DTV-Fortsetzungen, die m.M.n. das fürs Kino konzipierte Original sogar eher übertrafen. Im Falle von SMOKIN' ACES hätte das nicht zu schwer sein dürfen, stellte dieser Streifen doch den größten Dreck dar, den ich in den vergangenen Jahren das Missvergnügen hatte zu sehen. Doch leider besteht die einzige Verbesserung bei der Fortsetzung darin, dass sie mir nicht ganz so auf die Nerven gegangen ist wie ihr Original. Das ist ja auch schon was.
DIE 12 GESCHWORENEN
(12 ANGRY MEN)
USA 1957
Regie: Sidney Lumet
Diesmal habe ich Lumets Kinodebut aus der Sicht gesehen, dass er zu der neuen Gilde an Regisseuren gehörte, die sich ihre Sporen beim Fernsehen verdienten und daher ein neues Verständnis für Bildkader und Montage mitbrachten. Das hat mir den Film noch mal völlig neu erschlossen und ihn für mich wirklich zu dem Meisterwerk werden lassen, als das er bezeichnet wird. Im Grunde ist Lumets Kamerasprache ein ideales Verbindungsstück zwischen Hitchcock, Welles, Aldrich und Frankenheimer.
DER GRENZWOLF
(BORDERLINE)
USA 1980
Regie: Jerrold Freedman
Sehr trockener Krimi, der das immer noch oder sogar mehr als je zuvor brandheiße Thema der illegalen Einwanderer in die USA über die mexikanische Grenze behandelt. In seinem zynischen Stil mit Reportageelementen und der Kombination aus Achsentreue und Handkamera ein interessantes Beispiel für den Endpunkt des Kinos, bevor es in den 1980ern mit Blockbuster und Neo Noir zu einer Rekombination aus Bekanntem kam.
DER SUPERTYP
(ECCO NOI PER ESEMPIO...)
Italien 1977
Regie: Sergio Corbucci
Einer der wenigen Nicht-Western Corbuccis, der seine Handschrift trägt. Der wütende Sozialist schmeißt einen verträumten Dichter vom Lande und einen alternden Playboy und Lebenskünstler - er verdient sich seine Brötchen als Fotograf und heißt deshalb nur *Klick* und steht schon jenseits der Armutsgrenze - zusammen, lässt sie sich die gleiche Frau teilen, den Mann oder was man sonst vögeln muss, um an Geld zu kommen. Kalte Kokainwelten in der Disco, männliche Prostitution für den Erfolg, die links-intellektuelle Rhetorik vom bösen bourgeoisen Homosexuellen, die Degeneration der Reichen, die sich stolz ihr Sicherheitssystem von ehemaligen SS-Schergen einrichten lassen. Corbuccis Film hätte eigentlich einen eigenen Eintrag verdient gehabt. :(
DIE 39 STUFEN
(THE 39 STEPS)
Großbritannien 1935
Regie: Alfred Hitchcock
Noch ein Film, der eigentlich einen eigenen Eintrag verdient hätte. Hitchcocks erste Umsetzung seiner Geschichte vom unschuldig Verfolgten, der durch die Durchquerung des Landes, also durch reinen Aktionismus, versuchen muss seine Unschuld zu beweisen. Die Verkettung von Ereignissen durch schwache übergeordnete Hinweise, die Montage und die episodische Struktur erzählen mehrere Einzelfilme, die kurz angerissen und schon wieder verlassen werden, bevor tiefere Gedanken über einen Sinnzusammenhang entstehen. Diese Art von Dynamik erfasst eines der Grundprinzipien von Film. Vielleicht der erste Hitchcock, wo ich mir während der Betrachtung rein gar nichts herleiten musste und ich von der ersten Sekunde an "drin" war. Ein "Augenöffner".
DER UNBEZWINGBARE SUPER-CHAN
(TIAN ZHAN)
Taiwan 1971
Regie: Yang Sun
An diesem Brett werden wir noch lange zu kauen haben. Um ehrlich zu sein, hätte ich nicht gedacht, dass man eine derartige Schlacht inszenieren und sie dann noch Film nennen kann. Allenfalls Schlachtplatte.
ASSO
(ASSO)
Italien 1981
Regie: Franco Castellano / Giuseppe Moccia
Kleine Spielerkomödie mit Celentanos Stammpersonal. Wie groß Celentano in Italien war bzw. ist, merkt man daran, dass er am Ende sogar den Allmächtigen persönlich geben darf.
BLACK HAWK DOWN
(BLACK HAWK DOWN)
USA 2001
Regie: Ridley Scott
Die Langeweile eines perfektionierten Stils, der eben nichts weiter kann als Oberfläche zu produzieren. Die plumpe, rassistische und reaktionäre Message lässt jeden Actionfilm der 1980er wie auseinandersetzungsstarkes Politkino erscheinen.
DAS TURBOGEILE GUMMIBOOT
(UP THE CREEK)
USA 1984
Regie: Robert Butler
Dass der Film so abgedreht ist, wusste ich nicht mehr. Es kommt selten vor, dass mir ein Film in puncto Absurdität immer einen Schritt voraus ist.
MATRIX REVOLUTIONS
(MATRIX REVOLUTIONS)
USA 2003
Regie: Andy Wachowski / Larry/Lana Wachowski
Nachdem die Revision des zweiten Teils so positiv verlief, kann ich für den dritten nur eine Bestätigung meines letzten Eindrucks finden: Müll.
DER BRUMMBÄR
(IL BURBERO)
Italien 1986
Regie: Franco Castellano / Giuseppe Moccia
Celentanos letzter großer Kinofilm weist bereits diverse Abnutzungserscheinungen auf, aber unterhält immer noch damit sich ein herrlich arrogantes Arschloch anzusehen.
DER MANN OHNE GNADE
(DEATH WISH II)
USA 1981
Regie: Michael Winner
Zum ersten Mal im Original gesehen, was den Film mal wieder so richtig frisch machte. Die Kompromisslosigkeit von Diagonalen und elliptischem Schnitt, gekoppelt an Jimmy Pages Gitarrensoundtrack, hat mich angenehm in die Zeit der dreckigen Slums und Hinterhöfe geführt, die man in solch einem Naturalismus im amerikanischem Mainstreamkino leider nicht mehr zu sehen bekommt. Dazu die Ikone Bronson, bei der mir mit weiterem Reisen durch die Filmgeschichte immer klarer wird, warum er so einzigartig war.
FÜR EINE HANDVOLL DOLLAR
(PER UN PUGNO DI DOLLARI)
Italien / Spanien / BR Deutschland 1964
Regie: Sergio Leone
Da wir gerade eine "John Ford"-Reihe machen und vorher FAUSTRECHT DER PRÄRIE gesehen haben, erschließt sich mir Leone noch mal auf einer völlig neuen Ebene. Auf der einen Seite wirkt Leone jetzt natürlich epigonenhafter, andererseits kann ich ihn noch intensiver genießen. Vor allem Fords long shots und die Wechsel zwischen Totalen und Close-Ups hat Leone für sich und das Scope-Format einzusetzen gewusst. Letzteres war mir bei Leone zwar schon vorher bekannt, aber es nun in eine Tradition zu inkludieren, die zur Entstehungszeit von FÜR EINE HANDVOLL DOLLAR schon fast ein halbes Jahrhundert zurückreicht (ich denke an Fords 1917 entstandenen STRAIGHT SHOOTING), sorgt für einen aufregenden Kopplungseffekt der (Film-)Geschichte.
ZWEI TOLLE HUNDE IN HONGKONG
(SCHIAFFONI E KARATE)
Italien 1973
Regie: Antonio Margheriti
Eine der diversen Plagiatorenproduktionen, die nach dem phänomenalen Erfolg von ZWEI HIMMELHUNDE AUF DEM WEG ZUR HÖLLE entstand. Faszinierend, wie die Parodie noch mal parodiert wird und das italienische Kino bei sich selbst klaut. Tolle Aufnahmen aus Sidney und Hongkong, Margheriti kann wieder seinem Modellbauwahn frönen, die Italiener greifen die chinesischen Ischen ab und Rainer Brandt sorgt für den entsprechend ordinären Touch. Das ist Völkerverständigung.
DAS ULTIMATUM
(TWILIGHT'S LAST GLEAMING)
USA / BR Deutschland 1976
Regie: Robert Aldrich
Mit unserer 2008 begonnenen Aldrich-Reihe kommen wir nun langsam zum Ende. Aldrichs Geburtstagsgruß an die Nation ist ein Faustschlag in das Gesicht jeden Amerikaners. Dass die mögliche Vernichtung des Erdballs durch "die Bombe" im Originaltitel mit einer passenden Liedzeile aus dem "Star Spangled Banner" angedeutet wird, ist nur einer von vielen Seitenhieben.
TOT UND BEGRABEN
(DEAD AND BURIED)
USA 1981
Regie: Gary Sherman
Die Sichtung dieses wunderbaren kleinen Neuengland-Mystery-Thrillers hat mir diesmal leider keine weiteren Erkenntnisse beschert.
BORN TO RAISE HELL - ZUM TÖTEN GEBOREN
(BORN TO RAISE HELL)
USA 2010
Regie: Lauro Chartrand
Seagals neuster war der perfekte Flasch-Bier-Film, knüpft aber leider nicht an Arbeiten wie URBAN JUSTICE oder DEATHLY WEAPON an. Die Selbstzweifelschiene scheint für Seagal schon wieder weitgehend erledigt und er mäht jetzt wieder mit bestem Wissen und Gewissen alle um. Dass seine DTV-Filme der letzten 10 Jahre in Japan noch alle in den Kinos laufen, ist einer der interessanteren Aspekte an seinem "Schaffen".
ROLLERBALL
(ROLLERBALL)
USA 1974
Regie: Norman Jewison
So überwältigend wie schon lange nicht mehr.
DER TOLLWÜTIGE
(LA BELVA COL MITRA)
Italien 1977
Regie. Sergio Grieco
Die logische Weiterentwicklung von Silvio Narizzanos BLUTRAUSCH (1972) und Lenzis DER BERSERKER (1974). Nur prallt man an der von Kokain durchsetzten Visage Helmut Bergers permanent ab. Ein Alptraum auf allen Ebenen.
FREEDOM STRIKE
(FREEDOM STRIKE)
USA 1998
Regie: Jerry P. Jacobs
Wie BLACK HAWK DOWN, nur gibt's hier wenigstens was zu lachen.
@Next: Ich kann es aus reinem Lokalpatriotismus mal wieder nicht lassen; aber hat der Film etwas mit einem M. Deschamps und Plumpudding zu tun? ;) - Nun werden mich natürlich wieder alle für einen Spezialisten in Sachen C.G. Jung halten...
AntwortenLöschen@Die 39 Stufen: Der Film hätte mit Sicherheit eine richtige Rezension verdient. Ich muss jedoch hinzufügen, dass es dir auf bewundernswerte Weise gelingt, seine Essenz in mustergültige Worte zu fassen. Alle Achtung!
@ NEXT: Wenn am unbewussten Konstruktivismus etwas dran ist? Warum nicht?
AntwortenLöschen@ DIE 39 STUFEN: Das geht ja runter wie Öl.
@39 Stufen: Das Erstaunliche ist ja, dass der Aktionsmus vom offenkundigen Unsinn der Handlung nicht nur ablenken will, wie das bei B-Actionfilmen sehr üblich ist, sondern dass Hitchcock eben eine Art psychologischen Sog erzeugt, der uns mitzieht. Unser Geist ist beim Anschauen auf etwas anderes fokussiert als die Äußerlichkeiten der Handlung, ohne dass uns das wirklich bewusst ist. Selbst noch in den schwachen Hichtcocks spürt man diesen Sog hinter den Kulissen des Sichtbaren.
AntwortenLöschenDieses Phänomen, also den psychologischen Sog, könnte man bestimmt gut mit dem (genetisch und neuropsychologisch bedingten) Drang unserer Psyche nach Struktur erklären. Damit die Ratio aufgrund einer erlebten kognitiven Dissoziation nicht zusammenbricht (was auch den Zusammenbruch des Geistes bedeuten würde) gibt sie sich oft auch mit Plausibilität statt Logik zufrieden. Jetzt würde mich natürlich interessieren, ob die formalen Mittel des Films eher die Logik oder eher die Plausibilität ansprechen. Oder ob eher die literarische Inhaltsebene die beiden genannten Paare anspricht. Noch dazu werden beim Lesen und Verstehen andere Hirnareale benutzt als beim Sehen und Verstehen eines Films. Film wird eher wie die Realität verarbeitet, Literatur funktioniert stark über Imagination. Ein Hinweis könnte sein, dass die Dissonanzreduktion bei der Wahrnehmung von Unsinn bei Rezipienten am Ende eines Filmes gut funktioniert, wenn ihnen eine plausible Auflösung präsentiert wird, die bei längerem Nachdenken über die Ereignisse aber keinen Sinn ergeben kann bzw. unlogisch ist. Rezipienten nehmen ja öfters an, sie hätten alles verstanden, bloß weil sich am Ende alles zu fügen scheint und ihnen der Film das Reflektieren der Ereignisse (scheinbar) abgenommen hat. Hollywood hat dieses Prinzip von Anfang an aufs Kino angewendet. Dies aber als Konzept anzuwenden, um den eigentlichen Film zu erzählen, ist eine Meisterschaft Hitchcocks, die ich mir erst noch erarbeiten muss. Vor allem träfen hier ja Überlegungen von Deleuze über die Bewegung und poststrukturalistischen Psychoanalytikern über unbewusste Realitätskonstruktion zusammen. Aber das sprengt mein Wissen über Deleuze und die Poststrukturalisten und meine Denkkraft. ;)
AntwortenLöschenInwiefern Hitchcock durch seine Vorgehensweise den "eigentlichen Film" entwickelt, jenseits vom Meta-Ebenen-Gerede, wird mich jetzt erst mal genug beschäftigen. Für diesen Gedankenanstoß schon mal vielen Dank.
THE FOUNTAINHEAD finde ich ziemlich lächerlich, auch wenn er seine handwerklichen Qualitäten haben mag. Ein Architekt, der seine Werke mal eben in die Luft sprengt, weil sein Auftraggeber eigene Vorstellungen hat? Heiliger Strohsack! Aber ich muss zugeben, dass ich nicht ganz neutral bin, weil ich Ayn Rand nicht erst seit den jüngsten Enthüllungen zum Kotzen finde. Mit Patricia Neal kann ich in diesem Film auch nichts anfangen. Die soll ja noch eine richtig gute Schauspielerin geworden sein, aber davon kenne ich leider nichts.
AntwortenLöschenBei Lumet finde ich es bemerkenswert, dass er seine Filmsprache in DIE 12 GESCHWORENEN und 6 weiteren Filmen mit einem Kameramann (Boris Kaufman) entwickelte, der noch in die Stummfilmzeit hineingeschmeckt hatte (mit Jean Vigos À PROPOS DE NICE).
Ja, ich verstehe natürlich sehr gut was Du meinst. Roarkes Verhalten wäre ja schon dass eines Fanatikers und Terroristen. Ihn am Ende mit seinem Verhalten noch davonkommen zu lassen, bloß weil er im Schlussplädoyer eine flammende Rede hält, ist nicht nur absurd, sondern auch ungeheuerlich. Allerdings passt dieser Fanatismus auch sehr gut zu einem Architekten, der sich als Künstler versteht und seine Vorstellung unbedingt umgesetzt sehen möchte. Diese Vorgehensweise kann zwar schnell zu Rücksichtslosigkeit führen, verweist aber natürlich auch recht radikal auf den Wunsch des Individuums nach Nonkonformismus. Selbst Lloyd, an den sich die Architektenfigur anlehnt und der ein Enfant Terrible der Architekturszene gewesen sein soll, zeigte sich seinerzeit entsetzt vom Vorgehen Gary Coopers Figur. Raynd soll auch auf die Barrikaden gegangen sein. Insofern, auch durch die Umwandlung der Lloyd'schen Architektur in den Brutismus, hat Vidor eine ziemlich krasse Sprache für den Film gefunden. Aber die Uneinheitlichkeit, vor allem in den schwülstigen Dialogen, war bei Vidor ja seit Mitte der 1930er ein Problem. Ich habe kürzlich NORDWEST-PASSAGE (1940) gesehen, der eine kuriose Mischung aus Faszinosum und Quälerei war.
AntwortenLöschen@ Lumet
Danke für den Hinweis. Kameramänner und Regisseure, die den Stummfilm noch kannten, haben ja häufig ein ganz wunderbares Gespür für die Bildgestaltung. Vorausgesetzt, sie hatten bei der Umstellung auf Ton keine Schwierigkeiten.
Mit Lloyd meinst Du Frank Lloyd Wright? Das wusste ich nicht, also ein interessanter Hinweis. NORDWEST-PASSAGE ist sicher etwas in die Binsen gegangen, aber das dürfte auch an der konfusen Drehbuch-Geschichte des Films liegen. Angeblich waren insgesamt 14 Autoren an verschiedenen Entwürfen des Scripts beteiligt. Vidor wollte auch einen 2. Teil drehen, aber der kam nicht zustande, weshalb die Leute im Film nie auch nur in die Nähe der Nordwestpassage kamen ...
AntwortenLöschenDie interessant verlaufene Karriere von Boris Kaufman hab ich in meinem Text über L'ATALANTE (auf S. 11f.) kurz angesprochen.
Die Vielzahl an Autoren würde erklären, warum der Film eine so enorm episodische Struktur besitzt. Vidor "kontert" das Ganze ja öfters mit einem für die Zeit ungewöhnlichen dokumentarischen Charakter der Kamera. Dadurch wurde tatsächlich der wohl angestrebte Effekt einer historischen Zeitreise erreicht. Gegen die strukturelle Zerfahrenheit kommt er leider kaum an. Im Vorspann wird sogar angekündigt, dass es sich um den ersten Teil einer Geschichte handelt. Schade, dass er dieses Werk nicht fortsetzen konnte.
AntwortenLöschenVielen Dank für den Link zu Deinem Text. Der Poetische Realismus ist nahezu ein blinder Fleck bei mir.