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Dienstag, 17. Juni 2014

AIR MAIL

AIR MAIL

Der neunte Tonfilm Fords (zu diesem Zeitpunkt sein 77. Spielfilm insgesamt) führte ihn nach 11 Jahren zurück zur Universal, wo er einen Aviator-Film umsetzen sollte. Schon in den ersten 15 Sekunden durchschreitet Ford 200 Jahre Post-Zustell-Geschichte, wenn während des Vorspanns durch Wischblenden ständige Wetterwechsel deutlich gemacht werden und wir auf der Tonspur zuerst Pferdegetrappel, dann die Eisenbahn und schließlich das Dröhnen von Flugzeugen hören. Danach bekommen wir einen derart de-emotionalisierten, eiskalten und präzisen Anti-Helden-Film präsentiert, der mit so ziemlich jedem Klischee aufräumt, welches uns Flugzeug-Filme im Konkreten, oder Actionfilme im Allgemeinen kredenzen. Die Figuren sind derart distanziert voneinander, zynisch und versuchen nur irgendwie durchzukommen. Ford verzichtet auf humoristische Auflockerungen oder Melancholie. Gleich zu Beginn stürzt einer der Piloten ab und verbrennt unter Falsett-Kreischen im Wrack. Die Hauptfigur knallt ihn ohne emotionale Regung ab, um Ruhe zu schaffen. Der Schwester des Fliegers sagt er nichts von seinem Tun, um nicht die aufkeimenden Liebesgefühle zu gefährden. Rational, kalt, funktional. So verhalten sich die Figuren. Wirklich sympathisch ist hier niemand. Der kernige Alleskönner - Held in WWI, Retter eines arabischen Staates als illegaler Kampfpilot, Flieger in China, Verkörperer aller amerikanischen Draufgängertugenden - wird von Ford als derartiges Arschloch gezeichnet, dass ich in diesem Jahr noch keine unerträglichere Figur gesehen habe. Dass er am Ende Punkte machen kann, liegt nicht daran, dass er das Richtige tut, weil er es erkennt, sondern weil es seinen Stolz verletzte, dass andere dachten er könne es nicht. Der Film ist formal furios, im krassen Gegensatz zu einer möglichen Entladung durch die Flugszenen. Ständig verengt und verdichtet Ford die Bildausschnitte, bricht nur durch Kameraschwenks abrupt aus, um uns in die nächste Enge des "Desert Airport" zu führen, dieses Stützpunktes, der Irgendwo im Nirgendwo ist, um dafür zu sorgen, dass die Post auch an Weihnachten weiter transportiert wird. Der "Christmas Rush" ist das, wovor die Piloten am meisten Angst haben. Millionen von fröhlichen Briefen, die quer durch Amerika gehen sollen und den Piloten nur Angst machen. Anders als Wellmans WINGS oder Hawks START IN DIE DÄMMERUNG bietet das Fliegen bei Ford keinerlei Freiheit. Wenn aus den engen Einstellungen in die spektakulären Flugszenen gewechselt wird, bieten diese am Ende immer nur den Tod.

Gleich zu Beginn crasht ein Pilot und verbrennt bei lebendigem Leib. Die Helfer sind mehr damit beschäftigt, die Briefe zu retten, da der United States Postal Service sonst zu viel Erstattungsgeld zahlen muss

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Mike, der Stationsvorsteher und fast blinde Pilot des "Desert Airport", macht dem Gekreische des Sterbenden ein Ende

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Duke, Inbegriff des amerikanischen Alleskönners, langweilt sich auf "Desert Airport" und spannt dem Piloten "Dizzie" Wilkens seine Frau Irene aus

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Die ortsansässigen Indianer sind am Heiligabend auch mit dabei, können mit dem Christfest aber wenig anfangen

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Parallel zum Gesang am Heiligabend (auf der Tonspur) und während seine Frau es mit Duke treibt, stirbt "Dizzie"

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Fords Zynismus kennt in diesem Film kaum Grenzen. Aus Eitelkeit hat Duke ein wagemutiges Manöver gemacht und den abgestürzten Mike gerettet. Er liegt im Sterben und Rettungswagen und Post-Auto mit den - gottseidank - geretteten Briefen liefern sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen.

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