John Ford war ein Western-Regisseur. So sagt man jedenfalls und er selbst hat das auch getan. Tatsächlich durfte seiner Meinung nach nur er das sagen, da er ausrastete, wenn andere ihn als Western-Regisseur bezeichneten. Er war in nahezu allen klassischen Genres des Hollywood-Kinos tätig und in den meisten hat er stilbildende, maßstabsgebende oder wenigstens interessante Beiträge abgeliefert, Klassiker, wie Meisterwerke. Bei genauerem Hinsehen stellt man jedoch fest, dass viele seiner Filme, die entweder filmhistorisch oder für andere Filmschaffende bedeutend sind, gar keine Western sind. Bei noch genauerem Hinsehen stellt man sogar fest, dass diverse seiner Western keine Western sind. Der 1917 entstandene BUCKING BROADWAY wird als Western deklariert, spielt aber zu seiner Zeit auf einer Ranch und ist schlussendlich eine Romantic Comedy, die in New York endet, wo die Hauptfigur in Schwierigkeiten gerät und die gerade mit einem Viehtransport per Bahn angekommenen Freunde aus der Ranch-Zeit auf ihren Pferden zu Hilfe kommen und so Cowboys den Broadway erobern. Oder die Komödie JUST PALS (1920), die ebenfalls als Western gelistet wird, tatsächlich aber die Geschichte eines "Gimpels" in einem kleinen Kaff erzählt wird, der sich mit einem Kind anfreundet und beide aufeinander aufpassen müssen, in der Welt der Erwachsenen nicht unterzugehen. Viele seiner Filme der 1910er und 20er Jahre, die als Western gelten, beinhalten nur wenige oder sogar gar keine Western-Elemente, sondern sind contemporary movies, die lediglich auf dem Land spielen.
Zurzeit beschäftige ich mich nochmals mit Fords Tonfilmen ab 1928. Einige sind mir bereits bekannt, andere nicht. Ich starte hier mit Fords erstem, vollständigen Dialog-Feature-Tonfilm, da Ford bereits 1927 auf 1928 einen Kurz-Tonfilm und dialoglose Tonfilme mit Sound- oder Klangcollagen gedreht hat.
THE BLACK WATCH
Der erste Tonfilm John Fords - 1928 entstanden, 1929 uraufgeführt - leidet ein wenig an Mirna Loys Stumm-Film-Schauspielerei, ist aber als Spionage-Film vor allem durch einige Wendungen am Schluss höchst ungewöhnlich, durch einige expressionistische Elemente und eine geniale Szene, in der Ford den Gesang eines schottischen Regiments mit dem Gesang eines Muezzins parallelisiert und die Ähnlichkeit der Kulturen so durch die Musik im Geiste evoziert. Selten wurden mir Übernatürlichkeiten mit solch einer Selbstverständlichkeit präsentiert. Meines Wissens auch der einzige Film Fords, mit klar gezeichneten übernatürlichen Elementen. Auch anderes ist interessant...
Da es damals noch keine Tiefenschärfenverlagerung gab, entwickelt Ford diese durch die Bildkomposition

Anonyme Schützen, die ins Nichts feuern

Yasmani ist die Göttin und doch nicht Göttin, die durch männliche Destruktion gestürzt wird, obwohl sie den Frieden gebracht hätte

Anonymes Abschlachten Hunderter

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